Geburtsbericht Ari Emilio

Auf den Tag genau sind nun neun Wochen seit der Geburt meines zweiten Kindes – Sohnes Ari Emilio vergangen. Und so viel kann ich sagen: es geht mir körperlich wieder richtig gut und im Nachhinein betrachtet war es eine Traumgeburt

Die richtige Vorbereitung

Um mit meinen Ängsten und Befürchtungen aus der ersten Schwangerschaft und Entbindung besser umgehen zu können, hatte ich in der Schwangerschaft mit Meditation angefangen. Dank vieler Körper- und Atemübungen konnte ich eine positiven Haltung aufbauen und mich auf die zweite Geburt besser vorbereiten. Ich legte den Fokus darauf Strategien zu entwickeln, wie ich mit den „Wehen“ (die ich treffender beschrieben „Wellen“ nennen möchte) mitgehen kann, anstatt mich gegen sie zu wehren. Denn eins wusste ich genau: Kein Schmerzmittel, keine PDA, keine Hilfsmittel wie Zange oder Saugglocke sollten möglichst zum Einsatz kommen. Trotz aller Ängste, die sich in mir rührten, wollte ich unbedingt wieder eine interventionsfreie, natürliche Geburt. Aus diesem Grunde hatte ich mich dieses Mal für den Hebammenkreißsaal entschieden. Der Unterschied zum regulären Kreißsaal liegt darin, dass die Hebammen die Verantwortung haben und Ärzte nur bei Komplikationen eingreifen. 

Es gibt da aber noch eine wichtige Sache, die ich allen Frauen, die sich mental auf eine Geburt vorbereiten, mitgeben möchte. Trotz aller Positivität, mit der man in diese Erfahrung hinein geht, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es dennoch anders kommen kann, als man es sich vorgestellt oder gewünscht hat. Dieses Szenario nicht völlig ungeachtet zu lassen, kann enorm helfen sich im Fall der Fälle nicht völlig dem Schicksal ausgeliefert zu fühlen. Es ist dann auch möglich mit noch mehr Zuversicht, dass alles gut gehen wird, in die bevorstehende Entbindung zu gehen. 

Der Geburtsverlauf

Nun aber zum Tag der Geburt, dem 7. Mai: Wenige Tage bevor Ari zur Welt kam, bemerkte ich bereits, dass mein Bauch optisch abgesunken war. Ich spürte stärkeren Druck auf den Muttermund und den Beckenboden. Meine Vermutung war, dass das Baby tiefer ins Becken gerutscht war und es bald losgehen würde. Tatsächlich sollte mein errechneter Termin erst der 19. Mai sein, aber sowohl die körperlichen Anzeichen als auch meine Intuition sagten mir deutlich, dass es nicht mehr lange dauern würde. Meine ältere Tochter war ebenfalls elf Tage früher als errechnet zur Welt gekommen. Zwei Tage bevor es dann soweit war, fühlte ich mich extrem matt und erschlagen. Auch da sagte mir meine innere Stimme: Ruh Dich aus, schlafe ein wenig, die Stunden sind gezählt. 

Am Vortag der Geburt hatte ich den letzten Vorsorgetermin beim Gynäkologen, der mir über das CTG bestätigte, dass ich bereits Wehentätigkeit hatte, der Muttermund aber nur sehr leicht geöffnet war. Da ich mich wieder fitter fühlte an diesem Tag, drehte ich noch eine Runde Slowjogging und machte zusammen mit meinem Partner ein Miniworkout.

In der darauffolgenden Nacht wachte ich gegen 2.30 Uhr auf, weil ich im Schlaf schon ein leichtes Ziehen bemerkte. Mein Unterbewusstsein sagte mir, es geht los, Du hast Wehen. Ich wachte auf und hatte als erstes sofort Stuhlgang, was mich im wahrsten Sinne des Wortes erleichterte. Auch bei meiner ersten Schwangerschaft lief es so ab. Der Körper entledigt sich auf eine natürliche Art von allem Ballast, um für den Geburtsvorgang rein und vorbereitet zu sein. Da ich damals nicht wusste, wie sich Eröffnungswehen anfühlen, dachte ich zunächst, dass ich Krämpfe und leichten Durchfall hätte. Dieses Mal war ich mir ganz sicher, dass es Wellen sind. 

Bevor ich meinen Mann weckte, schaute ich zunächst, wie regelmäßig und schnell hintereinander sie kamen. Von Anfang an ging ich mit jeder Welle mit, atmete bewusst in Bewegung und ließ sie wieder gehen. Ich behielt dadurch eine unglaubliche Ruhe und fühlte mich nicht ausgeliefert. Ich weckte meinen Mann und schlug vor in Ruhe einen Kaffee zu trinken, zu duschen, anschließend die Oma zu wecken, damit sie auf unsere Zweijährige aufpassen konnte. 

Die Autofahrt über musste mein Mann mehrmals halten, damit ich die Wehe beim Gehen besser annehmen konnte. Um die aufkommende Übelkeit zu verhindern, aß ich eine Kleinigkeit. Tatsächlich hatte ich bei der Geburt meiner Tochter starke Übelkeit und Erbrechen, sodass ich völlig kraftlos war, als es nach 15 Stunden in die Austreibungsphase ging. Das wollte ich dieses Mal verhindern.

In der Klinik angekommen bemerkte ich aufgrund der vielen freien Parkplätze für werdende Väter, dass der Kreißsaal nicht sehr voll sein konnte. Mein Mann durfte mich bis zur Station begleiten, was ich als große Erleichterung empfand. Meine Befürchtung, dass er aufgrund der Corona-Schutzverordnung nicht mit ins Krankenhaus dürfe, hatten sich somit nicht bestätigt. Zwei Dinge waren also bereits positiv zu verbuchen

Das CTG zeigte dort an, dass ich regelmäßige Wellen hatte und es dem Baby gut ging. Anders als bei meiner Tochter blieb ich währenddessen nicht liegen, was mir damals Schmerzen verusacht hatte, sondern saß die ganze Zeit und stand einfach auf, wenn mir danach war. 

Die Untersuchung des Muttermundes war dann aber eher ernüchternd, denn er war erst zwei von notwendigen zehn Zentimeter geöffnet. Ernüchternd aus dem Grunde, da es bei meiner ersten Geburt noch viele Stunden gedauert hatte, bis der Muttermund ausreichend geöffnet war. Ich schob den Gedanken aber schnell beiseite und konzentrierte mich wieder auf den Moment. 

Der Endspurt

Nun ging es direkt in den Kreißsaal und ab diesem Zeitpunkt durfte mein Mann schon wieder bei mir sein. Obwohl ich mich erst circa eine Stunde in der Klinik befand, spürte ich, wie rapide die Wellen intensiver und häufiger wurden. Ich wunderte mich, dass ich in kürzester Zeit auch einen enormen Druck nach unten verspürte, den ich nicht mehr als Eröffnungswehe wahrnahm. Intuitiv war mir bewusst, dass ich in dieser kurzen Zeitspanne in die Austreibungsphase gekommen war und somit „Presswehen“ verspürte. Der Druck und (leider muss ich es so nennen) Schmerz wurde so groß, dass ich mich in den Vierfüßler auf den nackten Boden schmiss und mit der nächsten Wehe innerlich den Druck auf die Fruchtblase spürte, sodass sie platzte. Mein Mann lief hinaus um die Hebamme zu rufen, die mir schnell half mich ausziehen und bei der Untersuchung feststellte, dass das Köpfchen bereits zu sehen war. Sie half mir auf eine Matte, da ich im Vierfüßler bleiben und gebären wollte. Ich atmete, trotz der überwältigenden Wehen, tief und ließ es geschehen. Ich sah vor meinem inneren Auge eine riesige dunkle Welle über mir und stellte mir vor, wie sie mir half meinen kleinen Jungen aus mir hinaus zu sprudeln. Vier Wellen und ein lautes Kreischen später, war ich erlöst und er war da. Die Hebamme sagte mir, dass ich ihn sofort an mich nehmen und auf meine Brust legen sollte. Dieses kleine, warme Wesen war in dem Moment das Schönste und Süßeste, was ich mir vorstellen und wünschen konnte. 

Nachdem die Nabelschnur auspulsiert und mein Mann die Nabelschnur durchtrennt hatte, wurde mir aufs Bett geholfen. Der Kleine begann sofort an der Brust zu trinken, während ich untersucht wurde. Ich hatte auch dieses Mal zwei Risse erlitten, die sofort unter lokaler Narkose von einem feinfühligen Arzt genäht wurden. Jetzt wurde mir langsam bewusst, dass es eine kurze und heftige, aber natürliche und wunderschöne Geburt gewesen war. Genau so, wie ich es mir gewünscht hatte. 

Ich hoffe, dass ich einigen Frauen, egal ob Erstgebärende oder nicht, Mut machen kann. Zu gebären ist das Natürlichste der Welt und ein positives Mindset ist so wichtig. Hilfe anzunehmen, kann so sehr dazu beitragen Ängste zu überwinden. Ich wünsche allen, die es noch vor sich haben, eine wunderschöne Geburtserfahrung und gesunde Kinder.